der betrug am betrachter

Aktuell gibt es in Foren, Zeitschriften  und im Umfeld von Wettbewerben rege Diskussionen über Bildmanipulationen. Es wird dabei viel über die Techniken und den daraus resultierenden „Wahrheitsgehalt“ von Bildern diskutiert.

Ich finde, dass diese Diskussionen oft an der eigentlichen Problematik vorbeigehen. Denn im Kern geht es doch zunächst einmal darum, dass der Betrachter nicht in die Irre geführt wird.
Es müsste also vielmehr über die Betrachtermanipulation, als die Bildmanipulation gesprochen werden. Wobei die ganze Thematik immer im Kontext der Präsentation gesehen werden muss.
Ich möchte im Folgenden einfach mal ein paar meiner Gedanken zu dem Thema niederschreiben…

Was ist eigentlich „Bildmanipulation“?
Wo beginnt sie?
Wo endet sie?

Technisch lässt sich das gar nicht festmachen!
Natürlich ist es manipuliert, wenn ich den berühmten Grashalm vor Ort, oder per Bildbearbeitung, entferne, Wenn ich Dinge hinzufüge, umsetze, usw. usf. …. Aber wie sieht es mit der Nachbearbeitung aus?
Anfangs dachte ich auch dass alles, was flächig (also ohne Maskie- rungen) bearbeitet wird keine Manipulation wäre. Nun gibt es aber in Bildbearbeitungsprogrammen viele Methoden, welche zwar auf das gesamte Bild angewendet werden, aber trotzdem nur auf Teile des Bildes wirken.
Ist es dann „unmanipuliert“, nur weil nicht der Mensch, sondern die Maschine entscheidet, welcher Bildteil bearbeitet wird? Ich meine Nein!

Diese Techniken sind mittlerweile auch schon in Kameras implementiert (Zum Beispiel das active d-lighting in Nikon Kameras), so dass selbst ein scheinbar „unmanipuliertes“ Bild aus der Kamera auch nicht mehr so ganz „jungfräulich“ ist.
Nicht falsch verstehen! Ich will jetzt nicht sagen, dass nun alle Bilder aus Digitalkameras  sowieso nicht die Realität zeigen. Mir geht es nur darum zu zeigen, dass nach meinem Verständnis ohnehin kaum technische Grenzen ausgemacht werden können.

Im Grunde ist das Alles völlig egal und erlaubt!
Der entscheidene Punkt ist aber…..

… dass man eben unterscheiden muss, unter welchen Rahmenbeding- ungen das Bild gezeigt wird!
Nehmen wir mal ein (wie auch immer) manipuliertes Naturfoto an. Da macht es einen großen Unterschied, ob ich so ein Bild auf einer Webseite, in einer Galerie, oder bei einem Wettbewerb ausstelle.
Wenn nämlich der Kontext der Präsentation den Eindruck erweckt, dass dieses Bild nicht manipuliert wurde, oder dies sogar ausdrücklich ausgeschlossen wurde, dann manipuliere ich nicht nur das Bild, sondern vielmehr den Betrachter.

Ist das der Fluch der Digitaltechnik?

Die Digitaltechnik erleichtert und verbreitet diese Thematik natürlich schneller. Aber schon zu analogen Zeiten wurde heftigst an den Bildern „geschraubt“. Nur halt nicht so oft (es gab ja deutlich weniger Fotografen) – und es wurde nicht so breit publiziert und diskutiert.
Filme und Chemikalien wurden wild durcheinander gekreuzt und beim belichten kamen zum Beispiel Techniken zum Einsatz, welche auch heu- te noch als abwedeln und nachbelichten bekannt sind.
Wer das mal „live“ sehen möchte, kann sich die sehenswerte Doku „war photographer“ über James Nachtwey ansehen. Dort sieht man in einer Zwischensequenz, wie intensiv an einem Bild nachgearbeitet wird, damit es die gewünschte Wirkung erzielt.
Nun möchte ich natürlich nicht die alltäglichen „Spielereien“ mit den Be- arbeitungen von Nachtwey vergleichen. Vor allem, weil es bei seinen Bildern durchaus ehrenwerte Gründe gab, den Bildeindruck zu verstärken, während es heutzutage oftmals mehr um das eigene Ego geht.
Aber man sieht: Neu ist das alles nicht 😉

Das heisst natürlich nicht, dass ich nicht auch mal „Hand anlege“ und Dinge wegstemple, oder anderweitige partielle Anpassungen (Farbe, Helligkeit, Kontrast, etc. vornehme. Aber ich habe meine Grenzen für mich selbst eng gesteckt!
Es wird nichts hinzugefügt, umgesetzt, oder anderweitig verfremdend eingegriffen. Wenn es denn doch mal passieren sollte, werde ich es ganz sicher dazuschreiben 🙂

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